Rezension

Rezension| Forbidden Touch: Sieben Sekunden – Kerstin Ruhkieck

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Werbung (Rezensionsexemplar)
Forbidden Touch | Sieben Sekunden | Band 1 | Kerstin Ruhkieck | 346 Seiten |
Impress Verlag | erschienen am 7. April 2016
Print: 12,99 € Ebook: 3,99 € | Ansehen? Bei Amazon

Ein Auftakt, der sich gewaschen hat. Ich bin verliebt.

 

» Der Inhalt «

**Schön, schöner, unberührbar…**
Es braucht für einen Menschen nur eine Berührung von sieben Sekunden, um sich zu verlieben. Aber Liebe ist eine der vielen Gefahren, die unkontrollierte Nähe mit sich bringen könnte. Um die Menschen davor zu schützen, wird in der neuen Welt von AurA Eupa jegliche Berührung strengstens überwacht. Die Bevölkerung ist eingeteilt in die drei Ligen der Schönheit, der Kontakt zwischen ihnen verboten. Doch als die junge Novalee aus der durchschnittlichen Liga 2 in die Siedlung der Unverheirateten zieht und auf Graey trifft, ist sie sich der staatlichen Ordnung nicht mehr sicher. Graey ist nicht durchschnittlich, sondern höchst attraktiv. Und sieben Sekunden können unendlich kurz sein…
Quelle: Impress

» Das Fazit «
Stellt dir vor…du lebst in einer Welt, einer neuen Welt, die sich nur durch das Rechtssystem von der jetzigen Realen unterscheidet.
Einer Welt, die eingeteilt ist in die Ligen der Schönheit. Die inneren Werte, von denen jeder mal irgendwann gesprochen hat, gehören der Vergangenheit an.
Wer schön ist, der wird was.
“Manche Dinge glänzen so sehr, dass sie dich blenden, und erst, wenn du im Inneren steckst, erkennst du, dass alles bloß eine Illusion ist.”
Eine Illusion dessen, von der Liga 2 und 3 nur träumen können.
Würdest du in einer solchen Welt leben können? Ohne zu hinterfragen, ob es natürlich oder menschlich ist, sich nicht zu berühren und wenn, nur sieben Sekunden, da alles darüber hinaus der Romantik zuzuschreiben ist?
“Ein Händedruck dauert drei Sekunden. Eine Umarmung Sechs.”

Würdest du dich damit abfinden und Regelkonform leben, selbst wenn dir jemand die Augen öffnet? Oder würde sich in die der Hauch eine Rebellion regen? Ein Gewitter des Widerstandes?

****
Selten hat mich ein Buch so bewegt wie dieses.
Ein Buch voller Emotionen und Wendungen, die mich mehr als ein Mal in Atem gehalten haben.
Dies hängt jedoch nicht nur mit dem Schreibstil zusammen, der sich flüssig und leicht lesen lässt.
Es gibt so manche Dystopie, bei der man die Sätze ein paar Mal lesen muss, ehe man sie versteht.
Das lässt sich hier in keinster Weise wiederfinden. So schnell habe ich, glaube ich, selten ein Buch gelesen.
Sondern vor allem liegt es an der Thematik. Eine Welt, die unserer nicht fremd ist. Eine Welt, in der die Schönheit regiert.
Verglichen mit Unserer wird ein Schuh draus.
Immer wieder konnte ich Parallelen zu uns ziehen. Das Aussehen ist wichtig. Mach was aus dir, sonst gehst du unter. Sei vielleicht jemand, der du nicht bist, um etwas zu sein.
Genauso wie mit den Normen, wann eine Frau Kinder zu bekommen hat.
Auch in der heutigen Zeit ist es doch so, dass zu frühes und zu spätes Kinder bekommen direkt mit einem Schild behaftet ist, dass irgendwas nicht richtig gemacht wurde.
Vor 18 ist nicht gut, man ist meistens mit dem Abschluss noch nicht fertig. Nach 38 oder 40 ist nicht gut, da wird man zu alt… Dinge, die sich so (oder so ähnlich) im Buch finden lassen und erschreckend realistisch sind.
Ein Regime, das die totale Kontrolle behält, obwohl es sich ja um eine Allianz handelt, na? Kommt dir auch das irgendwie bekannt vor?
Ein Regime, das über dich bestimmt, obwohl ja laut DEMOKRATIE gerufen wird? -Wo fängt sie an und wo hört sie auf? Genau diese Fragen wirft auch das Buch auf. Muss man sich alles gefallen lassen, oder sollte etwas gegen Ungerechtigkeiten getan werden? Wenn ja, was ist erlaubt und moralisch vertretbar?
Fragen über Fragen, die einem selbst nach dem Lesen mit einem mulmigen Gefühl im Bauch zurücklassen, denn im Buch passieren Dinge, bei denen man sich wirklich fragt: Muss das so gelöst werden, oder gibt es einen anderen Weg, einen Friedlicheren?
Schnell wird klar: Nein, wohl eher nicht.
Ein weiteres großes Thema, das hier dementsprechend thematisiert wird ist: die Gewalt. Nicht nur durch das Regime, sondern auch die Gewalt untereinander.
Auch nicht primär die Gewalt gegen Frauen, wie jetzt der Rückschluss nahe liegt. Nein, vielmehr die Gewalt gegen “Schwache”. Damit meine ich nicht die geistig und körperlich Schwachen, sondern die, die nach außen hin schlichtweg so wirken, als müssten sie beschützt werden.
Besonders gut fand ich hier, dass es nicht totgeschwiegen wurde und realistisch nachzuvollziehen war.
Gewalt ist in diesem System übrigens auch verboten…
Doch wie Menschen nun mal sind…
“Hass und Neid, Missgunst und Oberflächlichkeit würden niemals aus dem Wesen der Menschen verschwinden.”
Gewisse Dinge lassen sich nicht mit Verboten abschaffen oder verhindern. Möglichkeiten gibt es immer…
Was mir neben der Handlung und der Geschichte gefallen hat, waren die authentischen und realistischen Charaktere.
Novalee, die Regelkonforme.
Leilani, die etwas anders tickt und Novalee von sich zu überzeugen versucht.
Und dann gibt es da noch Graey, den man anfangs so gar nicht einordnen kann.
Der wunderschöne mysteriöse Unbekannte, mit einem dunklen Geheimnis.
Ich sage nicht, dass man alle Figuren gleichermaßen direkt lieben wird, doch ich möchte behaupten, dass man die Beweggründe von vielen wirklich nachvollziehen kann.
Wer jahrelang nach Regeln gelebt hat, wird kaum von jetzt auf gleich sein Leben umkrempeln, genauso wie jemand mit einem dunklen Geheimnis damit nicht hausieren gehen wird.
Die Verknüpfung zwischen den einzelnen Personen wird erst wirklich mit dem Verlauf der Handlung klar. Bis dahin bleiben gewisse Dinge schlichtweg unbeantwortet und zum Teil versteht man nicht direkt alles, bis weitergelesen wird und sich die Puzzle-Teile zusammensetzen.
Letzten Endes war es wohl das Zusammenspiel von allem, was mich zum Nachdenken gebracht hat.
Das Erschreckende dabei ist, dass es nicht fern von unserer Gesellschaft ist. Nicht fern von unserem Regierungssystem und doch sagt man sich: Es ist “nur” ein Buch, oder?
Mich hat es mit der ersten Seite direkt gefesselt. Mit dem Zug wäre ich fast eine Station zu weit gefahren (was nicht weiter tragisch ist, bis man drüber nachdenkt, dass das 45 Minuten Fahrt von meiner Haltestelle bis zu der sind, die eine Station zu weit wäre…).
Von mir gibt es dafür:

©
Cover: Impress//Carlsen Verlag
Sterne: Photoshop//Fuchsias Weltenecho

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1 Kommentar

  1. Tammy Loveless

    27. April 2016 at 5:26 pm

    Schöne Rezi <3 Bin genauso begeistert von diesem Buch und kann den 2. Teil kaum erwarten.
    Gruß aus Liga 2 :D

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