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Aktion | #VIKINGWORLDPOETRYDAY oder: Ziemlich gute Gründe wieso ich Poesie liebe

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Wir kennen es alle. Die Klassiker aus dem Deutschunterricht. Wollen wir gemeinsam so tolle Dinge wie: Interpretation und Analyse noch ein Mal gemeinsam durchgehen? Nein? Habt ihr auch ein Trauma von Alliterationen und Co? Dann versuche ich euch das Ganze nun ein Mal wieder schmackhaft zu machen.

Hallo, Deutschunterricht

Gedichtsinterpretation, Analyse, was wollte der Autor uns damit sagen? Wir kennen es alle. Und ganz ehrlich? Ich habe es gehasst und glaube bis heute nicht, dass uns das der Autor/in genau so damit sagen wollte, was wir da so lustig interpretiert haben… Vorgaben von den Lehrern/innen wie etwas richtig zu verstehen sei und wie falsch. Dass man verschiedene Perspektiven und Brillen einnehmen und aufsetzen müsste, ansonsten könne man den Text nicht verstehen. Poesie war Hass. Poesie war Verzweiflung, naja, ganz dramatisch ausgedrückt.

Wisst ihr, ich habe Goethe dafür nicht geliebt, dass er “Die Leiden des jungen Werthers” oder Faust geschrieben hat, weil ich es interpretieren und analysieren musste. Ich habe Goethe geliebt, dass er “Die Leiden des jungen Werthers” oder Faust geschrieben hat, weil so viel Wut in den Worten steckte, so viel Ehrlichkeit und Falschheit.

Wie bitte? Nun, wer Werther kennt, wer Werther gelesen hat, der weiß, wie viel Wut und Gewalt in diesen Zeilen steckt, wie viele junge Männer sich zu dieser Zeit das Leben genommen haben und das es irgendwie das erste Mal war, dass ich ganz bewusst von der Brutalität der Psyche erfuhr. Es hat mich umgehauen und das im Deutschunterricht. Zwischen Anaphern, Metaphern und Alliterationen war ich begeistert von solchen Klassikern.

Jemand, der wenig liest, wird nach dem Deutschunterricht vermutlich nicht wirklich angetan sein, mehr zu lesen. Ich hatte gerade bei Faust immer die Stimme meiner Deutschlehrerin im Kopf, die alles genau wissen wollte und hinterfragte… Sogar nach der Schulzeit…

Doch meine Liebe wart ungebrochen nur… okay okay, mit Faust hat bei mir alles angefangen. Lenz hat mich umgehauen, Faust umschmeichelte mich wie Mephisto. Es machte Versprechungen, versprach mir die tollsten Dinge, bis einem die Augen geöffnet wurden. 
Ja, ich habe Faust geliebt und das konnte mir auch kein Deutschunterricht der Welt nehmen.

Romeo, oh, Romeo

Zugegeben, der erste Punkt klang eher recht negativ, aber ja. Genau so bin ich zu Klassikern und der Poesie gekommen. Der nächste Punkt ist: Shakespeare. Heute ist sein Geburtstag und Leute, ich habe “Romeo und Julia” oder auch “Ein Sommernachtstraum” geliebt. Ich wollte nach Deutsch eigentlich “nie wieder” etwas mit Klassikern zu tun haben, aber wie das nun mal so ist, man fühlt sich von den Dingen, von denen man sich fern halten will, eben doch angezogen. Und nach “Sommernachtsfunkeln” wollte ich dann doch wissen wie viel Gemeinsamkeit (außer dem Titel) in diesem Buch steckt und wisst ihr, ich habe mich in die Art und Weise des Schreibens verliebt. In den Gesang der Worte, in die Reime und den Nachklang. In das, was Shakespeare geschaffen und wieder hat einstürzen lassen. In die Wortgewalt und Poesie.

Zeitlos

Ja, Poesie und Klassiker sind zeitlos. Abgesehen davon, dass sie immer wieder auf den Tisch kommen, wenn es um den Deutschunterricht geht, kann man aus solchen Texten immer etwas mitnehmen. Sei es aus der Vergangenheit, für die eigene Gegenwart oder die Zukunft. Es regt vor allem durch die poetische Ausdrucksweise und die Sprachgewandtheit zum Nachdenken an. Lässt einen in vergangene Welten schweben und manchmal, ja manchmal, da habe ich den Eindruck, als hätten Poeten, Dichter und Denker gewusst wie unsere Welt ein Mal aussehen würde.

Die Stadt

Am grauen Strand, am grauen Meer 
Und seitab liegt die Stadt; 
Der Nebel drückt die Dächer schwer, 
Und durch die Stille braust das Meer 
Eintönig um die Stadt.

Es rauscht kein Wald, es schlägt im Mai 
Kein Vogel ohn Unterlaß; 
Die Wandergans mit hartem Schrei 
Nur fliegt in Herbstesnacht vorbei, 
Am Strande weht das Gras.

Doch hängt mein ganzes Herz an dir, 
Du graue Stadt am Meer; 
Der Jugend Zauber für und für 
Ruht lächelnd doch auf dir, auf dir, 
Du graue Stadt am Meer.

Theodor Storm, Die Stadt, 1851

Quelle

Kennt noch einer dieses Gedicht, das ich analysieren musste? Es ist hängengeblieben. Beschreibt es doch wundervoll das Leben, die Großstadt und die Liebe zu ihr. Ich habe die Analyse gehasst, die Metaphern und das lyrische Ich. Ohja. Aber ich habe Gedichte geliebt. Die Poesie und Zeitlosigkeit dahinter. Storm hatte recht… irgendwie auf seine Weise und jeder nimmt etwas anderes mit.

Man klingt klug

Banal wie simpel. Aber wer Poesie zu nutzen weiß, wer etwas mit den Dingen wie Theodor Storm oder Shakespeare anfangen kann, klingt klug und intelligent. Oh, und das ist ausnahmsweise nicht als Witz gemeint, sondern echter ernst. Poesie bewegt, zumindest mich. Und wenn ich jemanden finde, der Faust ebenso toll findet wie ich, dann gibt das der-/demjenigen schon ein Mal tausend weitere Pluspunkte.

Poesie und Gedichte klingen immer so, als würden sie Dinge nur für den Leser selbst erzählen wollen. Außerdem, finde ich, lernt man durch Poesie die bildhafte Sprache so wunderbar kennen und wie die Wortgewalt so unterschiedlich wirken kann. Ja, ich finde, dass es einen Unterschied zwischen Lesern und Nicht-Lesern gibt. Einen Unterschied in der Wortgewandtheit, in der Ausdrucksweise und dem Satzbau und ich wage zu behaupten, dass dabei gerade Poesie helfen kann. Simpel und wortgewaltig.

Poesie muss nicht langweilig sein

Wer mit Klassikern oder Gedichten etwas anfangen kann, dem sagt vielleicht Atticus etwas. Oder Alltagspoesie. Ein Meister der Worte und Gewalt des Alltags. Der es versteht, aus simplen Gegebenheiten so viel Wahrheit und Wiedererkennungswert zu erschaffen. Der Shakespeare der heutigen Zeit.
“Love her, but leave her wild.” ist wohl das Zitat, das jeder mit ihm verbindet. Poesie muss nicht cheesy sein. Poesie kann echt sein. Laut, leise, gewaltig und umschmeichelnd. Es darf drücken, zwicken, ungemütlich sein und doch wird jeder etwas aus ihr, der Poesie, mitnehmen. Lächeln, den Kopf schütteln, nicken. All dies und noch so viel mehr. Poesie ist die Sprache derjenigen, die gelernt haben mit Worten Bilder zu malen. Die ein Ventil ihrer Gefühle gefunden haben, im Karussell des Lebens.

Poesie kann viele Formen haben, viele Gewänder und gewiss gibt es für jeden/jede hier die richtige Wahl. Man muss nur manchmal länger danach suchen. Nicht jede Art passt zu mir, nicht jede Art zu dir, so wie nicht jede Frisur jedem steht.
Es wäre auch ein wenig langweilig, oder?


World Poetry Day durch Viking unterstützt. Ich weiß nicht, ob ihr das Handelsunternehmen kennt, aber ich bestelle darüber wahnsinnig gern meine Stifte für mein Bullet Journal. Ich habe wirklich alles im Überblick und kann bei den Preisen nicht meckern.

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